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Fußwaschung für alle – Popup Church in der Dresdner Fußgängerzone

| Evangelisation

Fünf Pfarrer aus dem Raum Dresden trugen am Gründonnerstag die Kirche dahin, wo die Menschen sind: in die Fußgängerzone.

Nach den ermutigenden Erfahrungen im Rahmen des Leipziger Wave Gotik Treffens 2023 entstand die Idee, auch in Dresden eine öffentliche Fußwaschung anzubieten. Das Vorbild für diese ungewöhnliche Straßenaktion war – abgesehen von Jesus natürlich – die „Popup Church“ der Nordkirche, die schon länger mit solchen und ähnlichen Aktionen überraschende Erfahrungen macht. So fanden sich fünf Pfarrer aus dem Raum Dresden und trugen am Gründonnerstag die Kirche dahin, wo die Menschen sind: in die Fußgängerzone, sprich auf den Neumarkt und auf die Prager Straße.

Natürlich fragt man sich anfangs, ob so ein Ritual wie die Fußwaschung nicht zu intim ist, um es an wildfremden Menschen zu vollziehen. Einer der Akteure bekam dann auch zunächst „kalte Füße“, als es losging: Er war drauf und dran, einen Rückzieher zu machen. Doch dann wurde er gleich als erster gebeten, mit der Fußwaschung zu beginnen – und so gab es kein Zurück mehr.

Natürlich ist es gewöhnungsbedürftig, fremden Personen die Füße zu waschen. Und nicht jeder wurde warm damit. Doch das Positive überwog, und die meisten empfanden es als eine beglückende Erfahrung, anderen auf so unmittelbare und sinnliche Art und Weise Gutes zu tun. Übrigens nicht nur mit Fußwaschungen, sondern auch mit persönlichen Segnungen, Salbungen oder einfach mit Gesprächen.

Die Reaktionen sprechen für sich:

  • „Ich fühle mich gleich besser!“ – eine Frau, die sich für ihre angeschlagene Ehe segnen ließ
  • „Das war jetzt für mich der spirituelle Höhepunkt dieser Zeit in Dresden!“ – eine Frau, die gerade an Exerzitien im Haus HohenEichen teilnahm und die sich die Füße waschen ließ
  • „Was für eine tolle Aktion! Wir würden euch gerne unterstützen. Und nächstes Mal könnt ihr uns Bescheid sagen, dann machen wir mit!“ – zwei Mitarbeiterinnen von Scotch & Soda, die uns aus ihrem Laden heraus beobachtet hatten und uns tütenweise Desinfektionsmittel schenkten
  • „Das ist ja schön zu sehen, dass hier auch Frauen die Füße gewaschen werden! Ich kenne das aus meiner Kirche sonst nur von Männern.“ – eine katholische Beobachterin
  • „Ich mach sehr gern bei der nächsten Pop Up Church mit ... Gebt mir einfach Bescheid.“ – eine Pfarrerin via Facebook

Natürlich hat nicht jeder positiv reagiert. Es gab auch ablehnende Reaktionen. Manche Leute warfen uns ihre massive Kritik an der Kirche an den Kopf („Wir sind auf dem Weg in die Meinungsdiktatur, und die Kirche macht mit!“) – ohne freilich an unserer Reaktion interessiert zu sein. Andere übten konstruktive Kritik, etwa indem sie anmerkten, dass es ja eigentlich folgerichtig wäre, wenn auch wir uns die Füße waschen ließen. Schließlich seien wir nicht Jesus. - Darüber kann man nachdenken.

Unterm Strich war es erneut eine ermutigende Erfahrung. Einer der Akteure formulierte anschließend: „Das ist ein Format, das meiner pastoralen Identität sehr nah kommt! Nächstes Mal bin ich auf jeden Fall wieder dabei.“

Johannes Bartels